Mehr Vielfalt in Neumarkter Gärten – „Vielfaltsmacher“ gesucht!
Viele Menschen erliegen dem Irrtum, Steine wären pflegeleicht. Dieser Trend ist schlecht für Klima und Natur und schädigt auch die Gartenbesitzer selbst. Die Steinwüsten, die so oft vor Häusern angelegt werden, sind lebensfeindlich, und vergrößern die Hitze in der Stadt. Die einzeln darin positionierten Pflanzen sind meist industriell gefertigte Formgehölze ohne jeden ökologischen Wert. Kies und Schotterschüttungen tragen zum Artensterben bei, denn hier kann sich kein Insekt, kein Vogel und kein Reptil ernähren. Jede Dynamik des Pflanzenwachstums und des Jahreslaufs fehlt. Kinder bekommen hier keine Chance auf Naturerfahrungen. Besitzer von Steinwüsten profitieren von den Ökosystemleistungen der Nachbarn, tragen aber selbst nichts bei.
Je größer und einheitlicher die Steine, je steiniger die ganze Umgebung, desto brutaler wirken Steinwüsten auf die Mitbürger und Nachbarn. Steinwüsten sind keine zeitgemäße Gestaltung, sind nicht einladend und schaden der Kommunikation in der Nachbarschaft. Hier stellt niemand eine Bank auf oder hält auf seinem Spaziergang an, um den Blick schweifen zu lassen.
Die Land- und Forstwirtschaft steht angesichts von Insektensterben, Pestizidverwendung und Grundwasserverschmutzung unter Kritik und die Öffentlichkeit erwartet, dass dort ein Umsteuern stattfindet. Genauso müssen aber auch Gartenbesitzer im Kleinen ihren Beitrag leisten, um Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen und Klimawandel und Artensterben nicht zu befeuern. Die Argumentation, dass jeder auf seinem Grundstück tun und lassen darf, was er will, greift in einer engen Stadt und und einer vernetzten Umwelt einfach zu kurz.
Da Steinwüsten meistens auf der Unterseite mit Folien versehen sind, die den Boden versiegeln, sind sie aufgrund dessen tatsächlich vielerorts eigentlich bereits jetzt nicht erlaubt.
Weil Steinwüsten so problematisch sind, sind sie tatsächlich in einigen deutschen Städten und Kommunen bereits verboten worden. Rückbau der Flächen ist irgendwann unausweichlich und wird teuer. Die Klimaproblematik der Städte erhöht die Gefahr, als Schottergärtner „geächtet“ zu werden.
Wirklich pflegeleichte Gärten als Alternative zur Steinwüste
Doch diese toten und abweisenden Flächen müssen nicht sein – es gibt viele Möglichkeiten abseits von eintönigen Gabionen und Schotterflächen, hin zu insektenfreundlichen Naturoasen in den Vorgärten, die praktisch keine Arbeit machen. Naturnahe Pflanzungen stressen unseren eigenen Organismus nicht und geben durch Naturerlebnisse Kraft und Erholung.
Viele Besitzer von Steinwüsten haben keine Interesse oder Zeit, schöne und sinnvolle Arten und Sorten auszuwählen oder sich mit den Bedürfnissen von Pflanzen und Insekten zu befassen. Unabhängig von einer Mitgliedschaft hilft hier der Obst- und Gartenbauverein Neumarkt Stadt durch Beratung, Planung und Pflanzung.
Der Obst- und Gartenbauverein Neumarkt Stadt nimmt am Wettbewerb „Vielfaltsmacher“ des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege teil.
Wir suchen Neumarkter*innen als „ Mitmacher“, die ihre Schotterflächen renaturieren möchten. Der OGV gibt Hilfestellung mit Beratung und gespendeten Pflanzen.
Unser Ansatz umfasst unter anderem
- Kiesgartenelemente, die sich daran orientieren, wie Kies und Schotter natürlich vorkommen, und welche Pflanzen darauf vergesellschaftet sind
- stabile Staudenpflanzungen, die ohne jegliche Zusatzbewässerung auch extreme Dürrejahre wie 2018 und 2019 überstehen
- langsam wachsende Solitärgehölze, die nicht gepflegt werden müssen
- solitär wachsende Gräser
- vorzugsweise einheimische Arten mit ökologischem Wert, d.h. mit ungefüllten Blüten, nicht steril, als Futterpflanze geeignet, gerne auch als besondere Sorte
- wenn möglich eine Ecke, die ganz der Natur überlassen bleibt
- Berankung von bestehenden Stabmattenzäunen
Kontakt
Wenn Sie Interesse haben an einer Beratung, Neugestaltung oder Pflanzung im Rahmen des Wettbewerbs „Vielfaltsmacher“, melden sich bitte mittels Kontaktformular bei uns. Wir freuen uns darauf, Ihnen finanziell günstigere, arbeitsärmere aber erholsamere und wertvollere Alternativen zur Stein- und Schotterwüste zu zeigen.
Wurfblatt
Wenn Sie jemanden auf unsere Aktion aufmerksam machen möchten, sprechen Sie Ihn gerne an. Sie können dazu auch das folgende Wurfblatt ausdrucken und weitergeben, auf dem Informationen zum Aufruf und die Kontaktmöglichkeit steht. Wir freuen uns, wenn Sie uns helfen Kontakte herzustellen!
Einfache Grundregeln
- je naturnäher die Fläche, desto weniger Pflege ist notwendig
- Je kleiner die Rasenfläche, desto weniger Pflege und Wasserverbrauch sind notwendig
- naturnahe Wasserflächen sind pflegeleichter als Rasen
- langsam wachsende Hecken wie Eiben (einheimisch, Beeren für Vögel) sind pflegeleichter als schnellwachsende wie Thuja (nicht einheimisch, keine Nahrung für Insekten und Vögel)
- Natursteine und Klinker altern in Würde und behalten ihren Wert länger als Betonsteine und intensiv gefärbte künstliche Materialien
Das können auch Sie
- Eidechsen, brütende Vögel und schillernde Käfer vor dem eigenen Haus entdecken
- Naturerfahrungen für Kinder im ihrem Garten ermöglichen
- aus dem Fenster blicken und etwas Blühendes sehen
- ein Gericht mit einer Zutat kochen, die vor dem Gebäude wächst
- sich nach einem langen Arbeitstag mit einem Bier am geschäftigen Summen und Brummen um das Gebäude erfreuen
- praktisch keine Zeit mit Unkrautjäten, Heckenschneiden und Grünschnittwegfahren verbringen
- Trinkwasserverbrauch und Zeitaufwand zur Bewässerung überflüssig machen
- einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt leisten
- die Erhitzung der Städte und Ortschaften im Klimawandel dämpfen